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Angst bei Hunden: Umgang mit ängstlichen und traumatisierten Hunden
Hunde sind in unserer Vorstellung meist gutmütige Kumpel, tapfere Helden oder lustige Scherzkekse, die unseren Alltag auf verschiedenste Weise bereichern. Doch nicht jeder Hund genießt ein sorgenfreies Leben. Viele Hunde sind traumatisiert, leiden unter Panikattacken oder sind dauerhaft aggressiv. Der Umgang mit solchen Tieren stellt Besitzer oft vor Herausforderungen.
Hunde haben so unterschiedliche Gemüter wie wir Menschen. Nicht nur die Rasse, auch sämtliche Erfahrungen, die ein Hund in seinem Leben macht, prägen seinen Charakter. Wächst ein Hund auf der Straße oder im Tierheim auf, erfährt er im Laufe seines Lebens Gewalt oder andere traumatische Erlebnisse, führt dies fast zwangsweise zu ängstlichem Verhalten bis hin zu Panik und Aggression. Der Umgang mit solchen Tieren ist alles andere als einfach und stellt Hundehalter oft vor Herausforderungen.
Schwierig wird es vor allem dann, wenn der Hund für sich oder andere zur Gefahr wird. Etwa weil er davonläuft und vor ein Auto rennt oder aber, weil er ohne Vorwarnung zubeisst. Manche Hunde haben lediglich kurze „Aussetzer“, andere Hunde leben in permanenter Verunsicherung. Beides ist auf Dauer höchst anstrengend, sowohl für den Vierbeiner als auch für Herrchen und Frauchen. Betroffene Hundehalter stehen dann vor der Frage, wie sie die Situation verbessern können.
So ticken ängstliche Hunde
Eingezogener Schwanz und kläglicher Blick, plötzliches Zubeissen oder einfach Reißaus nehmen, traumatisierte Hunde zeigen ihre Angst auf unterschiedlichste Weise. Manche Hunde werden lethargisch, bis hin zur Futterverweigerung, andere so aggressiv, dass sie gar nicht mehr zugänglich sind. Doch wie kommt es zu so einem Verhalten? Erlebnisse wie Unfälle, Beissattacken oder eine schlechte Haltung sind wohl die Klassiker unter den Angstursachen. Doch gibt es auch Hunde, die schlicht ein unsicheres Naturell haben. Nicht immer lassen sich Angst und Panik eindeutig begründen. Unabhängig von der Ursache stellt Angst für das Tier immer eine Überforderung dar.
Ist ein Hund lediglich verunsichert oder skeptisch, wird er vorsichtiges Verhalten gegenüber einer Situation, einem Menschen oder einem Objekt zeigen. Früher oder später siegt jedoch die Neugier, der Hund versucht systematisch, das Corpus Delicti zu verstehen, so lange bis es seinen Schrecken verloren hat. Ein verängstigter Hund ist jedoch nicht mehr in der Lage, die Situation eigenständig zu meistern. Stattdessen setzt Panik ein, gefolgt von Zusammenkauern, Beissen oder Flucht. Das passiert vermeintlich ganz plötzlich. Doch tatsächlich kündigt sich panisches Verhalten so gut wie immer an. Beobachtungsgabe und Bauchgefühl helfen, Angst beim Hund rechtzeitig wahrzunehmen und entsprechend zu reagieren.
Video: Mein Hund hat Angst I Trainingstipps für ängstliche und unsichere Hunde I Mit Angsthund trainieren
Angstsituationen beim Hund rechtzeitig erkennen
Angst ist Stress und Stress löst neben psychischen auch körperliche Reaktionen aus. Wer sich Zeit nimmt, seinen Vierbeiner regelmäßig zu beobachten lernt nach und nach seine Gefühlswelt besser kennen. Angst bahnt sich meist an, deswegen ist es essenziell, so früh wie möglich positiv auf den Hund einzuwirken. Achten Sie auf Körperhaltung und Bewegungsablauf: ist Ihr Hund entspannt bewegt er sich anders, als wenn er sich unwohl fühlt. Verfolgen Sie das Spiel von Augen und Ohren. Bei nervösen Hunden sind sie viel häufiger und hektischer in Bewegung als bei einem entspannten Hund. Auch vermeintliche Unarten oder Verhaltensauffälligkeiten, sind tatsächlich oft Zeichen eines stark erhöhten Stresspegels. Typische Stresssymptome beim Hund sind:
- Rote Augen, blaue Zunge und (zäher) weißer Speichel
- Kleine staubartige Schuppen im Fell
- Ruhelosigkeit
- Zurückgelegte Ohren
- Angespannt Muskeln und dadurch auch eine flache Atmung
- Vermehrtes Koten oder Urinieren, Durchfall, Erbrechen
- Sonstige ungewöhnliche Verhaltensweisen wie Zittern, vermehrtes Bellen, häufiges Kratzen, zerstören von Dingen, nach Luft schnappen u. a.
- Mögliche stressbedingte Erkrankungen: Haarausfall, Allergien, Stoffwechsel- und Verdauungsstörungen
Manchmal ist zunächst auch nicht klar, wovor ein Tier Angst hat. Auch dann ist die Beobachtungsgabe von Herrchen und Frauchen gefragt. Ein Tagebuch ist dazu oft hilfreich, denn über einen längeren Zeitraum können Muster aufgedeckt werden, die wir im spontanen Chaos der Angstsituation nicht wahrnehmen können. Wer den Angstauslöser genau kennt, kann ihm unter Umständen sogar gänzlich aus dem Weg gehen.
Angst bei Hunden erfolgreich therapieren
In schweren Fällen ist es mit Vorsorge allein jedoch nicht getan. Dann sollten Herrchen und Frauchen über ein gezieltes Angsttraining nachdenken, nötigenfalls unter professioneller Anleitung.
Konfrontation und Umkonditionierung - Hier geht es darum, den angstauslösenden Reiz in einen positiven Reiz umzuwandeln. Jedes Mal, wenn die negative Situation eintritt wird der Hund sofort mit einem besonders begehrten Hundesnack oder Hundefutter belohnt. Die angenehme Erfahrung muss unmittelbar und für den Hund zuverlässig erfolgen, damit er langfristig die Angstsituation mit dem leckeren Snack verknüpft. Wird regelmäßig und oft genug trainiert, löst die Freude auf Futter irgendwann das Angstgefühl gänzlich ab.
Impulskontrolle - Impulskontrolle hat zum Ziel, dass der Hund auch in schwierigen Situationen über Kommandos kontrolliert werden kann. Im Training geht es darum, dass der Mensch stets im Zentrum der Aufmerksamkeit steht. Egal wie interessant oder einschüchternd die Umgebung sein mag, der Hund soll auch in der Reizsituation auf Herrchen und Frauchen fixiert bleiben. Auch hier soll letztlich aus dem angstvollen Weglaufen oder Beißen ein vorfreudiges Warten auf die Belohnung werden.
Rückruf-Training - Rückruf-Training zielt darauf ab, dass sich der Hund jederzeit an die Seite seines Besitzers zurückrufen lässt. Auch ein gezieltes Kommando „Lauf“ für das Freilaufen kann dabei helfen, dass ein Hund nicht eigenmächtig plötzlich davonrennt. Im Blog-Artikel „Rückruf-Training für Hunde“ erklären wir Schritt für Schritt, wie das funktioniert.
Wenn all dies nicht weiterhilft gibt es noch die Möglichkeit, einen Tiertherapeuten bzw. Tierpsychologen aufzusuchen. Bei einer solchen Verhaltenstherapie wird meist in Einzelstunden gearbeitet und ein individueller Trainingsplan aufgestellt, der exakt auf das Tier abgestimmt ist. Ziel ist es, die Kommunikation zwischen Hund und Mensch zu optimieren und dadurch das weitere Training zu verbessern.
Positive Emotionen fördern
Auf keinen Fall sollte man seinen Hund in der Angstsituation beruhigen, schimpfen oder auf andere Weise überschwänglich reagieren. Dies bekräftigt das Tier in seiner Reaktion und kann schlimmstenfalls das Panikverhalten sogar noch verstärken. Nutzen Sie stattdessen die Gelegenheit, Ihrem Hund in entspannten Situationen ein gutes Gefühl zu geben. Viele Hunde genießen gerne eine ausgiebige Fellpflege, andere Hunde freuen sich über eine besondere Belohnung mit ihrem Lieblingsfutter oder eine Session mit einem besonders spannenden Hundespielzeug. Je öfter ein Hund positive Emotionen empfindet, desto leichter ist es, diese guten Gefühle auch bei negativen Reizen aufrecht zu erhalten. Und schließlich schweißen gemeinsam bestandene Gefahren ja auch ungemein zusammen.
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