Jagdverhalten beim Hund

Auch wenn es schwer fällt zu akzeptieren: Jagdverhalten ist ein völlig natürliches Verhalten bei Hunden. Allerdings sorgt ein unkontrollierter Jagdtrieb nicht nur für Frust bei Herrchen und Frauchen, er kann für den Hund auch gefährlich werden. Wir zeigen Ihnen, wie Sie den Jagdtrieb Ihres Hundes besser verstehen und im Training gezielt nutzen können.

Der Hund ist der beste Freund des Menschen. Zumindest dann, wenn er brav ist und alle Kommandos befolgt. Leider ist das nicht immer der Fall.

Besonders der Jagdtrieb kann für Herrchen und Frauchen äußerst frustrierend sein, bedeutet er doch Chaos und Kontrollverlust. Dabei ist Jagdverhalten bei Hunden ein völlig natürlicher Wesenszug und wird je nach Rasse sogar gezielt gezüchtet. Für den Vierbeiner ist die Jagd ein Teil des Soziallebens, denn durch sie kann das Rudel mit Nahrung versorgt und sein Überleben gesichert werden. In der Ausbildung sollte deshalb mit dem Jagdtrieb gearbeitet werden statt dagegen. Wir erklären Step by Step, wie Sie das Jagdverhalten Ihres Hundes besser vorhersehen können und wie man sich dieses im Training gezielt zunutze macht.

Auch Jagen erfolgt nach „Plan“

Auch wenn unerwünschtes Jagdverhalten für Hundehalter immer ein chaotischer Zustand ist, so erfolgt der Ablauf für den Hund dennoch exakt nach Plan, in sogenannten Jagdsequenzen. Diese bestehen aus Orientieren, Fixieren oder Vorstehen und Hetzen. Geht der Hund in Orientierungshaltung verwendet er all seine Sinne, um die Witterung einer Fährte aufzunehmen. Insbesondere Geruchs- und Gehörsinn sind nun hochaktiv. Sogar den Ruf einer Fledermaus können die sensiblen Hundeohren auffangen. Ist die Beute geortet folgt die Phase des Fixierens bzw. Vorstehens. Dabei wird das Objekt der Begierde, wie schon der Name sagt fixiert, also genau beobachtet. 

Die Körperhaltung des Hundes ist angespannt, oft wird dabei der Vorderlauf angewinkelt und die Rute gestellt. Der Hund verharrt regungslos in dieser Position bevor schließlich die eigentliche Jagd, also die Hetzphase beginnt. Bei untrainierten Hunden gibt es nun meist kein Halten mehr. Und für Hundehalter, die ihren Hund nicht gerade eigens zu Jagdzwecken abgerichtet haben, beginnt der Frust. Denn ist der Hund erstmal im Jagdfieber, ist er für Herrchens Kommandos nicht mehr zugänglich. Aber auch wenn das Jagdverhalten beinahe jedem Hund in mehr oder weniger ausgeprägter Form angeboren ist gibt es Möglichkeiten, dieses unerwünschte Verhalten zu stoppen oder zumindest abzuschwächen.

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Jagdsignale frühzeitig erkennen

Während wir Menschen die Jagd erst ab dem Punkt wahrnehmen, in dem unser Hund wie ein geölter Blitz davonrennt, beginnt der Prozess beim Tier bereits viel früher. Der Schlüssel zur Kontrolle des Jagdtriebes liegt also darin, Jagdverhalten unmittelbar zu erkennen. Das geht nur, wenn man den Blick dafür schult und seinen Hund beim Spazierengehen stets genau beobachtet. Eindeutige Signale sind etwa:

  • plötzliches Stehenbleiben 
  • Ein in die Ferne gerichteter, fixierender Blick
  • Übermäßiges Schnuppern am Boden oder in der Luft 
  • Anspannung und Nervosität, wenn bereits eine potentielle Beute gewittert wurde

Gelingt es, den Hund rechtzeitig von seinem Jagdvorhaben abzulenken, ist dieses Verhalten noch kein Problem. Schwieriger wird es, wenn der Hund die Fährte bereits aufgenommen hat. Für den Vierbeiner ist es hochgradig lustvoll, mit der Nase den Geruch der Beute aufzusaugen, sich ihrem Versteck zu nähern und schließlich aus der Deckung zu hetzen. In der Ausbildung muss deshalb mit dem Jagdverhalten gearbeitet werden statt dagegen.

Jagdverhalten im Training zunutze machen

Das funktioniert, indem man den Jagdtrieb, oder besser gesagt die zugrunde liegenden psychologischen Mechanismen gezielt für sich arbeiten lässt. Beim Jagdverhalten des Hundes unterscheidet man zwischen gerichtetem und ungerichtetem Appetenzverhalten, je nachdem, ob der Hund lediglich nach einer potentiellen Beute sucht oder bereits eine heiße Fährte verfolgt. Als Hundehalter könnte man meinen, dass das irgendwann langweilig wird, wenn man den Hund nur lange genug Gassi führt. 

Dass diese Rechnung aber bekanntlich nicht aufgeht, liegt am sogenannten „Seeking System“, auch Motivationssystem genannt. Es ist immer dann aktiv, wenn der Hund lebenswichtigen Aufgaben nachgeht, also zum Beispiel Futter zu suchen und es sich einzuverleiben. Um das Überleben zu sichern sorgt dieses System dafür, dass der Hund nie aufgibt, egal wie oft er es bereits versucht hat. Erst mit dem Verzehr der Jagdbeute wird dieses Überlebensprogramm beendet und der Hund ist wieder „klar im Kopf“. 

Der Hund durchlebt dabei einen emotionalen Spannungsbogen von Frust hin zu Erleichterung. Und genau diesen kann man sich gezielt zunutze machen, um Jagdverhalten abzutrainieren bzw. umzutrainieren. Impulskontrolle heißt das Zauberwort. Denn Ziel ist es, dass der Hund nicht losrennt, sondern auf ein Signal von Herrchen oder Frauchen wartet. Der Trick: das Warten selbst muss für den Hund zu etwas Lustvollem gemacht werden, quasi zur Vorfreude auf den Jagderfolg. Auch ausgebildete Jagdhunde müssen dies lernen: aus dem bereits erwähnten Vorstehen wird etwa Durchstehen. Der Hund stürmt nicht einfach los, der Beute hinterher, sondern wartet bis der Jäger das Signal gibt. Während beim Jagdhund die Belohnung tatsächlich durch das Erlegen der Beute erfolgt, wird beim Familienhund mit Leckerchen belohnt und solange trainiert, bis auch diese nicht mehr nötig sind.

Gezieltes Rückruf-Training oder gleich ein Anti-Jagd-Training?

Natürlich ist dies leichter gesagt als getan und der Jagdtrieb bei jedem Hund unterschiedlich stark ausgeprägt. Eine hilfreiche Unterstützung zur Kontrolle des Jagdverhaltens ist ein gezieltes Rückruf-Training für Hunde. Dessen Ziel ist es, den Hund zuverlässig zu sich rufen zu können, egal ob beim Freilaufen oder an der Leine. Lassen sich damit keine Erfolge erzielen, kann ein Anti-Jagd-Training sinnvoll sein. Dabei gehen Aufmerksamkeits- und Impulskontrolle deutlich über das Niveau des Rückruf-Trainings hinaus. Allerdings sind hier auch umso mehr „Tricks“ nötig. Denn letztlich geht es beim Hunde-Training immer darum, den Mensch interessanter zu machen als die Umgebung. 

Egal wie spannend ein Geräusch oder ein Geruch ist, der Mensch muss spannender sein. Es muss sich für den Hund lohnen, nicht seinem Instinkt zu folgen, sondern stattdessen auf seinen Menschen fokussiert zu bleiben. Je nachdem wie ausgeprägt der Jagdinstinkt ist, muss sich Herrchen dafür einiges einfallen lassen. Die richtige Körpersprache aber auch eine angemessene Beschäftigung helfen dabei. Doch Geduld und Vertrauen werden von fast jedem Vierbeiner belohnt und mehr Gehorsam bedeutet langfristig auch mehr Freiheit für den Hund.

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