Rückruf-Training für Hunde: So gelingt es Schritt für Schritt

Den Vierbeiner ohne Leine laufen zu lassen ist für viele Hundebesitzer nicht nur die Krönung der Mensch-Tier-Beziehung, sondern ebenso ein aussichtsloses Unterfangen. Doch mit dem richtigen Training kann fast jeder Hund lernen, ohne Leine zu laufen.

Während manche Hunde auf Kommando leichtfüßig zu ihrem Herrchen galoppieren und schwanzwedelnd zu ihm aufblicken, scheren sich andere Kandidaten um das „Hiiiieer“ so sehr, als würde in China ein Sack Reis umfallen. Das sorgt für Frust bei Herrchen und Frauchen und führt letztendlich dazu, dass der betreffende Rabauke nur noch mit Leine Gassi geführt wird.

Zugegeben, manchen Hunden scheint das Laufen ohne Leine ins Körbchen gelegt worden zu sein, während andere Tiere erst mühselig trainiert werden müssen. Doch genau hierin steckt die gute Nachricht: Mit gewissenhaftem, regelmäßigem Training kann fast jeder Hund lernen, ohne Leine zu laufen.

Hunde ticken anders als Menschen

Ein erfolgreiches Rückruf-Training für Hunde hat zum Ziel, dass der Mensch immer das Wichtigste ist. Egal wie spannend der Spielkamerad oder die fremden Gerüche sind, sein Mensch muss für den Hund immer an erster Stelle stehen, sobald das Signal zum Zurückkommen gegeben wird. Hier jedoch liegt die Schwierigkeit: Hunde sind Tiere und ticken einfach anders als wir Menschen. Ein stark ausgeprägter Geruchssinn, Jagdinstinkt und schlicht Bewegungsfreude konkurrieren mit Lockrufen und Leckerchen um die Gunst der Vierbeiner. Damit sich ein Hund zuverlässig an die Seite seines Herrchens zurückrufen lässt, muss es für den Hund erstrebenswerter sein, dem Kommando zu folgen als weiter frei umher zu tollen. Und zu guter Letzt muss dieses Verhalten so gefestigt sein, dass es in jeder Situation abrufbar ist. 

Trainingsumgebung und Trainingsplan

Am besten gelingt das Rückruf-Training mit einem Trainingsplan und der richtigen Trainingsumgebung. Wählen Sie für die ersten Trainingseinheiten einen Ort gewählt, an dem es möglichst wenig Ablenkung gibt, sodass Sie immer im Mittelpunkt stehen. Meist ist die Wohnung gut geeignet oder auch der Garten, sofern dieser für Ihren Hund möglichst „langweilig“ ist. Das eigentliche Training sollte immer in kleinen Schritten erfolgen. Überlegen Sie sich noch vor der ersten Übungseinheit ein klares, unverwechselbares Kommando, das immer gleich ist und ausschließlich für den Befehl des Zurückrufens verwendet wird. Nur so entsteht letztendlich die Konditionierung des gewünschten Verhaltens, nämlich dass der Hund immer und sofort auf das Rückhol-Kommando reagiert. 

Ein langgezogenes „Hier“ können die meisten Hunde gut zuordnen. Hundeexperte Martin Rütter empfiehlt zudem auch ein Kommando für den Beginn des Freilaufs. Erst nach dem „Sitz“ wird der Karabiner gelöst, ein „Lauf“ mit einer entsprechenden Handbewegung signalisiert, dass jetzt freies Bewegen und Toben erlaubt sind. Darf der Hund hingegen selbst entscheiden wann er loslaufen möchte ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er auch über das Zurückkommen selbst entscheidet und sich im Zweifelsfall einfach Zeit dafür lässt. 

Wiederholen und Belohnen

Spielerisch wird das Kommando nun eingeübt, zunächst aus sehr kurzen Distanzen von einem Meter. Leckerchen als Belohnung beschleunigen den Lerneffekt. Je öfter das Wort gehört und mit der entsprechenden Aktion positiv verknüpft wird, desto schneller festigt sich das gewünschte Verhalten. Achtung: aktive Trainingseinheiten sollten nie länger als 15 Minuten dauern, da die Aufmerksamkeit Ihres Vierbeiners dann nachlässt. Dennoch spricht nichts dagegen, das Wort „Hier“ im Alltag regelmäßig einzubauen und zu belohnen, beispielsweise bevor es nach draußen geht, wenn es Futter gibt oder einfach nur für eine ausgedehnte Streicheleinheit.

Video: Rückruftraining | Deinem Hund oder Welpen KOMM beibringen

Schritt für Schritt das Rückruf-Training ausweiten

In der geschützten Umgebung wird nun solange geübt, bis das Kommando zu 100 Prozent funktioniert. Erst dann wird das Training erschwert, zum Beispiel indem die Distanz vergrößert wird oder Sie sich in einen anderen Raum begeben. Auch zusätzliche Ablenkungen wie etwa andere Hunde, Spielzeug oder Ähnliches können genutzt werden, um die Entscheidung zwischen Freiheit und Herrchen zu erschweren. Denn beim Freilauf ist eines wichtig: der Mensch muss immer wichtiger sein als alles andere, egal wie interessant es auch sein mag. Ist die erste Hürde in der geschlossenen und vertrauten Umgebung genommen geht es nach draußen. Nun wird es anspruchsvoll: Geräusche, Gerüche, Autos und Fahrräder sind spannend, können ablenken und verunsichern. 

Mit Hilfsmitteln wie Schleppleine und Leckerchen lassen sich jedoch auch solche Situationen meistern. Folgt Ihr Hund nicht, wird die Schleppleine eingeholt und das Herumtollen beendet. Kommt er stattdessen freiwillig, wird natürlich ausgiebig belohnt. Anschließend darf das Spiel fortgesetzt werden. So lernt das Tier, dass es gewinnbringend ist, auf das Kommando zu hören. Hat Ihr Hund ein Lieblingsspielzeug? Benutzen Sie es als Trainingshelfer. Das Spielzeug wird ab sofort nur noch für Trainingszwecke verwendet, um folgsames Verhalten zu belohnen. Der Hund lernt schnell: „Hier bedeutet, dass ich jetzt mit meinem Lieblingsspielzeug spielen darf“. 

Was tun, wenn der Hund nicht folgt?

Wer in der Vergangenheit bereits erfolglos versucht hat, seinen Hund an das Freilaufen zu gewöhnen oder einen Hund besitzt, der selbst an der Leine nicht sicher abrufbar ist wird nun sicherlich voreingenommen und skeptisch sein. Was tun wenn es nicht klappt? Was mache ich, wenn mein Hund das Kommando einfach ignoriert? Zunächst einmal gilt: lassen Sie negative Gedanken los, so schwer das auch sein mag, denn für ein erfolgreiches Training sollten Sie positiv gestimmt sein.

Und keine Angst: Geduld und Vertrauen wird Ihr Hund früher oder später belohnen. Für den langfristigen Erfolg ist es unerlässlich, dass der Prozess von Rufen-Kommen-Belohnen im Training immer gleich abläuft. Reagiert der Hund nicht, sollten Sie sanft eingreifen. Anderenfalls lernt Ihr Vierbeiner, dass das entsprechende Kommando nicht verbindlich ist. 

Doch Vorsicht: bestrafen Sie nie mit Schimpfen oder gar Schlagen. Denn Ihr Hund verbindet das Kommando sonst mit etwas Unangenehmem und wird somit erst recht nicht mehr zu ihnen kommen wollen. Wenn Sie die Trainingseinheit spielerisch gestalten können Sie sanktionieren, indem Sie das Spiel unterbrechen. Bieten Sie dann jedoch ein anderes Kommando an, mit dem Sie Ihren Hund trotzdem belohnen können, etwa ein „Sitz“ oder ein „Platz“. Es muss für den Hund unbedingt positiv sein, in Ihrer Nähe zu sein. Verkürzen Sie die Trainingseinheiten gegebenenfalls, wenn Ihr Hund sich noch schnell ablenken lässt. Verschlechtert sich die Erfolgsquote trotz Üben und Tricks, sollte im Training wieder einen Schritt zurückgeschraubt und beispielsweise nochmal im Garten geübt werden. 

Fazit: Mit diesen 5 Tipps lässt sich (fast) jeder Hund zurückrufen:

  • Geben Sie klare Kommandos, die immer gleich sind.
  • Trainieren Sie mit Geduld, es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.
  • Trainieren Sie Schritt für Schritt und in kurzen Trainingseinheiten.
  • Behalten Sie Ihren Hund immer in Sichtweite, wenn Sie ihn von der Leine lassen.
  • Sicherheit geht vor: haben Sie das Gefühl, dass Ihr Hund aufgeregt ist, sind zu viele Menschen oder eine stark befahrene Straße in der Nähe ist es möglicherweise besser, das Training zu verschieben.

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